most of words

Geneigter Leser!

Immer auf der Suche nach Verbesserungen und technischen
Neuerungen haben wir weder Geld, Zeit noch MÜhen gescheut,
Ihnen den Genuss von most of words noch einfacher zu machen.
Machen Sie sich also einen cider auf, schließen Sie die Augen,
und lassen Sie lesen. Vom Autor Christoph Schröder selbst. Unplugged. Viel VergnÜgen!

Produziert von Hastings Audio Network
Sprecher: Christoph Schröder
Tonmeister: Noorman Karim
Flashplayer wird benötigt.

der apfel und die russen
 Christoph Schröder Es begab sich auf dem Gelände des reichlich
runtergekommenen Gutsbesitzers Trifon
Semjonowitsch – irgendwo zwischen dem Pontos
Euxenios und den Solowki-Inseln. Dort hauste
er mit seiner Familie und seinem Faktotum
Karpuschka (geschwätzig, brutal, primitiv). Das
ganze Dorf nannte den Kerl ‚Opritschnik’ und
dieses Wort leitete sich von der Terrorleibwache
des Zaren Iwan des Schrecklichen ab.

Stiefel putzt er auf das vortrefflichste, noch meisterhafter hängt
er aber Überzählige Hunde auf. Noch schrecklicher allerdings war
Trifon Semjonowitsch selbst. So schrecklich, dass er eigentlich wie
ein Pferd oder wie eine Kuh heißen sollte. Denn hinlänglich galt er
als ein rechtes Vieh.

Doch jetzt, wo wir dies hören, ist ein in jeglicher Hinsicht wunder-
schöner Morgen im Spätsommer. Trifon Semjonowitsch und sein
MiststÜck Karpuschka (der wie stets ein StÜck hinter seinem Herrn
folgte) ergingen sich in den langen und kurzen Alleen des Üppigen
Gartens. Auch an diesem wunderschönen Morgen zeichnet sich
Karpuschka durch die Unfähigkeit aus, zu schweigen. Immerfort
erzählt er etwas und schweigt nur dann, wenn er etwas Interessan-
tes hört. Da hört er was. Aus dem Dickicht der Apfel- und Birnen-
bäume dringt ein verdächtiges Geräusch an sein Ohr. Er schweigt.
Er beginnt zu lauschen. Als er sich von der Existenz des Geräusches Überzeugt hat, jagt er wie ein Pfeil darauf zu. Trifon Semjonowitsch erschauert wohlig im VorgefÜhl eines Skandälchens, rappelt sich auf und trippelt auf seinen gebrechlichen Beinchen hinter seinem Schergen her. Und es lohnt sich. Unter einem alten ausladenden Apfelbaum steht ein Bauernmädchen und lässt sich von einem breitschultrigen jungen Bauernburschen mit äpfeln versorgen. "Seid gegrÜßt meine Täubchen!" sagt Trifon Semjonowitsch und tritt auf sie zu. "Aha, ihr esst äpfel! Ich störe euch doch nicht etwa?" Die jungen Leute werden blass und die Gesichter länger. Trifon Semjonowitsch fordert den Jungen auf, ein Märchen zu erzählen. Das macht er schlecht. Er unterbricht ihn:
"Du erzählst allerliebst, stehlen kannst Du aber noch besser."

Cut/Schnitt.

Er fragt das Mädchen, ob der Junge ihr das Stehlen beigebracht habe. Sie schweigt. "Schweigen ist Zustimmung." sagt Trifon Semjonowitsch. "Also los, meine Schöne, schlag deinen Liebsten dafÜr, dass er dir das Stehlen beigebracht hat." Sie schlägt ihn. Danach fordert Trifon Semjonowitsch den Jungen auf, bei dem Mädchen das Böse zu zÜchtigen. Er tut es. Und er tut es mit Ekstase und er vergisst, dass es nicht Trifon Semjonowitsch ist, den er schlägt, sondern seine Braut. Wäre nicht plötzlich Trifon Semjonowitsch zum Tee gerufen worden ... wer weiss. "Genug! Ihr könnt jetzt gehen, meine Täubchen. Zur Hochzeit schicke ich Euch äpfel." Die jungen Leute rafften sich auf. Er ging nach rechts, sie nach links. Und Ihr Weg? Liebe Hörer? Der fÜhrt jetzt DIREKT in den Shop. Dort sind Sie ganz ungestört. Nasdrowje!

C/S Juli 2009 – nach der Kurzgeschichte "FÜr nichts als ein paar äpfel" von Anton Tschechow

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